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Neue Luzerner Zeitung, März 2015

 

Unter alten Dolchen und Pistolen
fühlt er sich am wohlsten

Michael Voglsinger (38) an seinem Stand an der Luzerner Waffen-Sammlerbörse.
Bild Corinne GlanzmannMichael Voglsinger (38) an seinem Stand an der Luzerner Waffen-Sammlerbörse. Bild Corinne Glanzmann

 

MESSE Auf der Allmend bieten zurzeit Waffenhändler ihre Raritäten an. Darunter auch Michael Voglsinger.
Einige seiner grössten Schätze würde er aber nie verkaufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 «Alte Gegenstände haben für mich immer eine Verbindung zu vergangenen Zeiten hergestellt. Schon früh habe ich angefangen, selber diese Sachen zu sammeln», erzählt Michael Voglsinger. Der 38-jährige Zürcher zeigt seine Exponate an der Waffen-Sammlerbörse, die zurzeit in Luzern stattfindet. Obwohl auf seiner Visitenkarte Antiquitäten, Asiatica, antike Kunst, Uhren und Spazierstöcke aufgeführt sind, sind historische Waffen sein Kerngeschäft. «Mir gefällt das aussergewöhnliche Handwerk, das an diesen Waffen zu sehen ist», schwärmt er. Und historische Waffen würden viele Aspekte beinhalten: «Eine Waffe erzählt von seinem Träger, seiner sozialen Stellung, seiner Herkunft, vom Zeitgeist und allenfalls der Religion. Eine Waffe war oft auch Statussymbol.»

«Es braucht Nachwuchs»
 Michael Voglsinger hat ursprünglich Koch gelernt und auch als Diätkoch gearbeitet. Doch der Antiquitätenhandel hat ihn nie losgelassen. Und irgendwann hat Voglsinger beschlossen, sich mit seiner Leidenschaft selbstständig zu machen. «Ein Ladenlokal habe ich nicht, ich verkaufe noch über Online-Inserate und an Messen», erklärt er. Mit seinen 38 Jahren gehört Voglsinger zu den jungen Antiquitätenhändlern. «Es braucht schliesslich Nachwuchs», lacht er. Mit den Jahren hat sich Michael Voglsinger ein grosses Netz an Kontakten aufgebaut. Gekauft wird oft von anderen Händlern. Seine Fachkenntnis hilft ihm, die Echtheit der Gegenstände zu erkennen. «Obwohl sich bei gewissen Waffen die Experten streiten, was echt ist und was nicht. Das waren ja Gebrauchsgegenstände, die eine hohe Abnutzung erfuhren. Die Scheide oder der Griff wurden da öfters gewechselt», erläutert Michael Voglsinger.
 Zu seinem Netz an Kontakten gehören auch seine Stammkunden. «Von denen weiss ich natürlich, was sie suchen. Das suche ich dann für sie.» Und er kauft natürlich Waffen, die ihm selber gefallen – am liebsten orientalische. Waffen mit Jadegriffen aus der Mogul- und osmanischen Zeit. «Ihre Formen sind sehr schön, harmonische Kompositionen. Und sie sind selten.»
 Einige Objekte, die Michael Voglsinger über die Jahre gesammelt hat, würde er aber nicht mehr verkaufen. «Ein paar Schwerter, ein paar Dolche. Und eine Hals-kette, die ich aus Perlen gemacht habe, von denen ich jede einzeln zusammengekauft habe und die sehr alt sind.» Ein Verkauf käme auch für viel Geld nicht in Frage: «Geld ist nicht alles.

Osteuropäer kommen nicht mehr
 Zum dritten Mal ist Michael Voglsinger in Luzern dabei. «Ich habe etwa 60 bis 70 Objekte dabei.» Eine Messe dient natürlich nicht nur dem Verkauf, sondern vor allem auch dem Kontakteknüpfen. «Eine Teilnahme an einer Messe ist immer viel Aufwand. Alles in allem kosten mich die drei Tage etwa 2000 Franken, ohne die Arbeitsstunden zu rechnen.» Dafür gebe es meist noch Folgegeschäfte nach einer Messe. Wie es dieses Jahr laufen wird, ist schwierig zu sagen. «Auch wir bemerken die Eurokrise. Früher kamen Polen, Tschechen und Ungarn als Zwischenhändler für russische Käufer. Die bleiben jetzt eher aus.» Um für die Besucher, die dann doch kommen, besonders interessant zu sein, hat Michael Voglsinger, der in seiner Freizeit gern wandert oder Sport treibt, einen Kollegen mit am Stand. «Er bringt unter anderem ein Pistolenpaar aus der Zeit Napoleons mit», freut er sich.


NATALIE EHRENZWEIG

 

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